Action-Adventure für PlayStation 5
"The Last of Us Part 1" erscheint am 2. September 2022 für die PlayStation 5, eine PC-Umsetzung soll in Kürze folgen. Das Prolog-Kapitel "Left Behind" ist ebenfalls enthalten.
Foto: Naughty Dog / Sony PlayStation
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Benedikt Plass-Fleßenkämper
Das Endzeit-Drama "The Last of Us" feiert sein Comeback als Neuauflage für die PlayStation 5 – kräftig überarbeitete Technik, DualSense-Unterstützung sowie neue Modi und Gimmicks inklusive. Der große Test bei COMPUTER BILD!
Testfazit
Testnote
1,5
gut
Wow, was für ein Ritt! Wenn der gleiche COMPUTER BILD-Autor, der das PS3-Original bereits anno 2013 begeistert durchgespielt hat, das PS5-Remake noch einmal in einem Rutsch verschlingt, dann muss es sich um eine starke Umsetzung handeln. Klar, im Kern ist "The Last of Us Part 1" ein neun Jahres altes, inhaltlich gegenüber der Ur-Fassung nahezu unverändertes Spiel – Kritiker könnten durchaus bemängeln, dass die Entwickler die neuen Gameplay-Funktionen, Waffen und Crafting-Optionen aus Teil 2 nicht übernommen haben. Doch wie gut die emotionale Geschichte um Joel und Ellie sowie die fantastische Inszenierung der Endzeitwelt gealtert sind, zeigt sich in der technisch makellosen PS5-Umsetzung umso mehr. Die lebensechteren Charaktermodelle und Animationen sowie die noch schöneren Spezialeffekte verpassen dem Survival-Hit einen kräftigen Atmosphäre-Schub; vor allem mit 60 Bildern pro Sekunde im dynamischen 4K-Modus spielt es sich deutlich geschmeidiger. Die Story nebst filmreifer Dialoge und Zwischensequenzen, die toll geschriebenen Charaktere und der Mix aus ruhigeren Passagen, pulstreibenden Horror-Einlagen und kernigen Ballereien sind ohnehin eine Klasse für sich. Schön auch, dass der gute (aber kurze) DLC "Left Behind" ebenso enthalten ist wie viele Gimmicks und Extras. Wer "The Last of Us" bislang verpasst hat, bekommt hiermit die ultimative Version und genießt einen modernen Klassiker der Videospielgeschichte. Doch auch Kenner des Originals kommen erneut voll auf ihre Kosten – und sollten spätestens dann zuschlagen, wenn das Spiel das Vollpreissegment verlassen hat.
Pro
- Packendes Endzeit-Drama mit denkwürdigen Charakteren und Momenten
- Gut spielbarer Mix aus Survival-Horror, Action und Adventure
- Technische Überarbeitung auf sehr gutem PS5-Niveau
- Minimale Ladezeiten sowie 3D-Audio- und DualSense-Controller-Funktionen
- Über 60 Accessibility-Features, darunter Audio-Beschreibungen
- Zahlreiche Gimmicks und Extras
- Permadeath- und Speedrun-Modus
- DLC "Left Behind" ist mit an Bord
Kontra
- Inhaltlich gegenüber dem Original nahezu unverändert
- Native 4K-Auflösung "nur" mit 30 Bildern pro Sekunde
- "Fraktionen"-Mehrspieler-Modus fehlt Standalone-Multiplayer soll 2023 kommen
- Mit rund 80 Euro ziemlich teuer
Mit "
The Last of Us" endete die PS3-Ära im Juni 2013 mit einem Knall: Die "
Uncharted"-Macher von Naughty Dog reizten die Sony-Konsole noch einmal bis aufs Letzte aus und lieferten ein fulminantes Endzeit-Abenteuer ab, das Kritiker wie Spieler begeisterte. Lohn der Mühe für das kalifornische Studio: 3,4 Millionen verkaufte Exemplare binnen drei Wochen und zahlreiche Spiel-des-Jahres-Auszeichnungen.
2014 erschien zwar eine
Remastered-Versiondes Spiels für die PS4, doch diese war gegenüber dem Original nur ein kleiner technischer Fortschritt. Das änderte Naughty Dog im Juni 2020 mit dem Nachfolger "
The Last of Us Part 2", der die Geschichte um die Protagonisten Joel und Ellie auf höchstem Niveau weitererzählte und die PS4 an ihre Leistungsgrenzen brachte. PS5-Besitzer freuten sich im Mai 2021 über ein kostenloses
Performance-Update, das das zweite "The Last of Us" auf Next-Gen-Niveau hob.
Dieser Luxus wird nun auch dem Erstling mit dem am 2. September 2022 erscheinenden "The Last of Us Part 1" zuteil. Die rund 80 Euro teure Neuauflage soll die Fähigkeiten der PS5 voll ausreizen und bietet darüber hinaus zahlreiche Extras und neue Modi. Und so viel gleich vorweg: "The Last of Us Part 1" hat COMPUTER BILD im Test nahezu auf ganzer Linie überzeugt – das Endzeit-Epos gibt auf der PS5 eine hervorragende Figur ab!
Zurück in die Endzeit
In puncto Story, Spielablauf und grundlegenden Gameplay-Mechaniken ist bei "The Last of Us Part 1" gegenüber dem Original alles beim Alten geblieben. Sie erleben mit dem Mittvierziger Joel und der 14-jährigen Ellie ein packendes Survival-Abenteuer in einer faszinierenden Endzeitwelt des Jahres 2033. 20 Jahre nachdem der sogenannte Cordyceps-Pilz mutiert ist, sind 60 Prozent der Weltbevölkerung tot oder haben sich in zombieartige Kreaturen verwandelt. Ellie ist jedoch offenbar immun gegen das Virus, weshalb sich Joel mit der Teenagerin auf eine gefährliche Reise quer durch die postapokalyptischen USA begibt, um mit Hilfe einer Gruppierung namens Fireflies einen Impfstoff auf den Weg zu bringen.
Abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad und Ihrer Spielweise erwartet Sie ein etwa 15 bis 20 Stunden langes Abenteuer, das Sie von der Quarantänezone Bostons über Pittsburgh, Pennsylvania bis hin nach Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah führt; anfangs zu Fuß, später auch auf dem Rücken eines Pferdes oder im Auto. Ob finstere Kanalisation, verlassenes Museum oder menschenleeres Stadtgebiet – die überwucherte und verwitterte Spielwelt saugt Sie mit ihren atmosphärischen Schauplätzen förmlich rein in die Endzeit. Sie steuern vornehmlich Joel aus der Verfolgeransicht, während Ellie selbstständig agiert.
Bekannte Mixtur
Spielerisch liefert "The Last of Us Part 1" die gleiche schmackhafte Mischung wie die Ur-Fassung: Ruhigere Erkundungspassagen, Deckungsschießereien gegen das US-Militär, Auseinandersetzungen mit den in vier Stufen vorkommenden Infizierten, Schleicheinlagen und Umgebungsrätsel wechseln sich mit filmreifen und mit exzellenter deutscher Sprachausgabe unterlegten Zwischensequenzen ab. Begegnungen mit anderen Überlebenden wie den Brüdern Henry und Sam oder Joels jüngerem Bruder Tommy sind das Salz in der Story-Suppe, wobei dramatische Ereignisse und Schicksalsschläge nicht fehlen dürfen. Bei den Puzzles müssen die Hauptfiguren immer wieder im Team agieren – etwa, wenn Joel das Mädchen per Räuberleiter auf einen Lkw hievt oder die Nichtschwimmerin mit einer zum Floß umfunktionierten Palette über einen reißenden Fluss transportiert.
Die im Vergleich zu "The Last of Us Part 2" deutlich überschaubareren Crafting-Optionen zum Herstellen von Gegenständen wie Erste-Hilfe-Paketen, Molotowcocktails oder Rauch- und Nagelbomben sind ebenso altbekannt wie die zahlreichen Waffen von der 9-Millimeter-Pistole über Revolver, Pumpgun und Bogen bis hin zum Flammenwerfer. Letztere dürfen Sie wie gewohnt an Werkbänken verbessern und sich beispielsweise über vergrößerte Magazine, schnellere Nachladzeiten und sonstige Schmankerl freuen. In jedem Fall gilt es, die Augen gut offen zu halten und die Umgebungen nach brauchbaren Objekten, Munition und Heilverbänden oder gar gut gefüllten Safes abzuklappern.
Altes Spiel in neuem Glanz
Nun aber zu den Neuerungen des PS5-Remakes. Nauhty Dog hat sich vor allem die Technik vorgeknöpft und die Grafik des originalen "The Last of Us" von Grund auf überarbeitet. Die Entwickler interpretierten viele bekannte Schauplätze neu, beispielsweise das
Rathaus, erweiterten sie um zusätzliche Details und Objekte oder spendierten ihnen eine noch besser zur Postapokalypse passende Farbgebung.
Die deutlich feineren Charakter- und Umgebungs-Texturen fallen Kennern ebenso äußerst positiv auf wie die nun viel realistischeren Physik-, Licht-, Schatten- und Wassereffekte. Dank der sogenannten "Motion Matching"-Technologie, die auch schon in "The Last of Us Part 2" Verwendung fand, wirken die Bewegungen der Spielfiguren zudem deutlich dynamischer und flüssiger als früher. Die Gesichter von Joel und Ellie sehen auf der PS5 ebenfalls detaillierter aus als in der Ursprungsversion. Überhaupt haben die beiden nun viel mehr Gemeinsamkeit mit ihren fünf Jahre älteren Alter Egos aus "The Last of Us Part 2".
Bei den Grafikmodi haben Sie die Wahl zwischen nativem 4K und 30 Bildern pro Sekunde oder 60 Bildern pro Sekunde bei dynamischer 4K-Auflösung. "Dynamisch" bedeutet hier, dass die Entwickler die Auflösung des Spiels je nach Szenenaufwand reduzieren, etwa bei besonders aufwendigen Explosionen. COMPUTER BILD empfiehlt bei "The Last of Us Part 1" auf jeden Fall letzteren Modus, denn dank der höheren Framerate spielt sich die PS5-Neuauflage deutlich besser und intuitiver. Wer einen Fernseher mit 120-Hertz-Display sein Eigen nennt, hat laut den Insidern von
Naughty Dog Centralferner Zugriff auf zwei weitere Modi, die 40 Bilder pro Sekunde und eine native 4K-Auflösung sowie dank variabler Bildwiederholfrequenz (VRR) eine dynamische Auflösung mit bis zu 120 FPS erlauben.
Weitere PS5-Verbesserungen
Von der optischen Frischzellenkur abgesehen, profitiert das PS5-Remake von einigen weiteren Verbesserungen. Allen voran nutzt Naughty Dog die Möglichkeiten des DualSense-Controllers geschickt aus: Dank haptischem Feedback fühlen Sie etwa regelrecht das Knirschen von Schnee. Und während der ikonischen Giraffen-Streichelszene vermittelt der DualSense-Controller einen leichten, aber spürbaren Widerstand, um Ihnen das Gefühl der Berührung zu vermitteln. Auch die adaptiven Trigger des PS5-Pads kommen regelmäßig zum Einsatz. So spüren Sie beim Abfeuern einer Waffe einen Rückstoß oder Widerstand in den Triggern, wenn Sie den Bogen spannen.
Die Gegner-KI hat laut Naughty Dog ebenfalls zugelegt und soll nun etwas cleverer agieren als im Original. In diesem Punkt konnte COMPTER BILD im Test allerdings keine dramatischen Fortschritte feststellen – wer sich clever an Feinde heranschleicht, kann diese nach wie vor bequem per "Lautlos-Kill" oder Messerangriff aus dem Weg räumen. Allenfalls die Infizierten scheinen ein wenig hellhöriger geworden zu sein und reagieren jetzt etwas empfindlicher auf Geräusche des Spielers.
In Sachen Sound hat sich bei "The Last of Us Part 1" indes einiges getan: Das Spiel unterstützt die "Tempest 3D AudioTech"-Engine der PS5, was in feinstem Raumklang resultiert. Vor allem mit einem entsprechenden Headset wie dem
Sony Pulse 3Doder einer potenten Surround-Anlage klingt die PS5-Neuauflage absolut fantastisch.
Neue Modi und Extras
Wer das Hauptspiel beendet hat, bekommt mit dem mit gut zwei Stunden Spielzeit recht kurzen, spielerisch und vor allem narrativ aber sehr gelungenen DLC "
Left Behind" weiteres Endzeit-Futter. Das technisch ebenfalls komplett überarbeitete Prolog-Kapitel lässt Sie einerseits einen bis dato unbeleuchteten Erzählstrang aus der Hautgeschichte miterleben und zeigt andererseits, was Ellie und ihrer besten Freundin Riley widerfahren ist. Die Action kommt in "Left Behind" zwar etwas kurz, dafür überzeugt die Zusatz-Story mit großen Gefühlen.
Die weiteren Neuerungen von "The Last of Us Part 1" richten sich vor allem an Vielspieler und eingefleischte Fans: Wer die ultimative Herausforderung sucht, darf das Action-Adventure nun im Permadeath-Modus angehen – sterben Sie, müssen Sie von vorne anfangen. Weiterhin gibt es einen auf Speedruns ausgerichteten Modus, der es Ihnen ermöglicht, die Zeit Ihrer Kapitel-Durchläufe festzuhalten. Obendrein locken etliche freischaltbare Extras wie neue Kostüme für Joel und Ellie, frische Waffenskins, Konzeptzeichnungen, Charaktergalerien, Gameplay-Modifikatoren, Cheats oder diverse Render-Modi.
Sehr löblich: "The Last of Us Part 1" bietet mehr als 60
Barrierefreiheits-Optionenund übertrifft damit sogar die zahlreichen Accessibility-Features aus Teil 2. Speziell die neuen Audio-Beschreibungen sind eine sehr sinnvolle Ergänzung.
Release: "The Last of Us Part 1" erscheint am 2. September 2022 für PlayStation 5. Das Spiel hat eine Altersfreigabe ab 18 Jahren und kostet in der Standard Edition 79,99 Euro. Eine Umsetzung für den PC befindet sich in der Entwicklung.