Review
Das beste „The Last of Us“ aller Zeiten oder doch nur ein 80 Euro teures Technik-Upgrade? Der Test zu „The Last of Us Part 1“ für PlayStation 5 klärt auf.
- Beinhaltet „The Last of Us“ und die Erweiterung „Left Behind“
- Technisches PS5-Remake des Action-Klassikers
- Unterstützung des Dualsense-Controllers, HDR und 3D-Audio
Als Sony und Naughty Dog „The Last of Us Part 1“ für die PlayStation 5 ankündigten, stieß man damit auf geteilte Reaktionen. Die einen freuten sich auf das Remake eines der besten Spiele aller Zeiten. Andere wiederum kritisierten diesen Schritt als günstigen „Cash-Grab“.
Schließlich wurde das Endzeit-Abenteuer bereits als „The Last of Us Remastered“ für die PlayStation 4 neu aufgelegt. Besser noch: Das Spiel ist sogar Teil der PlayStation Plus Collection und somit für jeden Abonnenten von PlayStation Plus verfügbar.
Deshalb stellen sich im Falle von „The Last of Us Part 1“ vor allem zwei Fragen: Ist es wirklich ein handfestes Remake? Und noch wichtiger: Rechtfertigt das neue technische Grundgerüst den Preis von 80 Euro? Wir haben das Spiel ausführlich getestet und erklären, ob ihr „The Last of Us Part 1“ in eurer Sammlung wirklich benötigt.
Was steckt drin?
Blicken wir zunächst auf den Umfang von „The Last of Us Part 1“: Enthalten ist hier neben dem Hauptspiel auch die Story-Erweiterung „Left Behind“. Diese spielt zeitlich vor „The Last of Us“ und blickt zurück auf die Freundschaft zwischen Ellie und Riley.
Das Besondere hierbei: In „Left Behind“ lernt ihr Ellie von einer anderen Seite kennen und versteht, wie sie zu dem Menschen geworden ist, den ihr im Hauptprogramm gemeinsam mit Joel antrefft. Zugegeben, mit zwei bis drei Stunden Spielzeit ist „Left Behind“ kurz und spielerisch tut sich im Vergleich zum Hauptprogramm nicht viel.
Aber in Puncto Story und Tiefe lohnt sich die Erweiterung allemal. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Multiplayer des Originals der Schere zum Opfer fiel. Da dieser hinter der Story aber ohnehin die zweite Geige und wohl von den wenigsten gespielt wurde, ist dies zu vernachlässigen.
Extras und neue Spielarten
Nach dem Durchspielen der Hauptstory schaltet ihr zudem neue Möglichkeiten wie beispielsweise Designs (also alternative Klamotten und Gegenstände) sowie Render-Modi und Gameplay-Modifikatoren frei. Mit letzteren passt ihr das Geschehen noch einmal an und verändert so die Herangehensweise. Darüber hinaus gibt es auch einen Speedrun-Modus inklusive Statistikoptionen.
Wer eine besondere Herausforderung sucht, darf sich am Permadeath-Modus probieren. Soll heißen: Wenn Ellie oder Joel sterben, ist das Spiel vorbei. Der „Endgültiger Tod“-Modus lässt euch die Wahl, wie gnadenlos diese Spielart sein soll. So entscheidet ihr, ob ihr beim Ableben den gesamten Spielstand verliert, zum Beginn eines Akts oder eines Kapitels zurückgesetzt werden.
Das manuelle Speichern ist in diesem Fall nicht möglich. So richtig hart ist „The Last of Us Part 1“ zweifellos bei „Endgültiger Tod“ und der Schwierigkeitsstufe „Erbarmungslos“. Dann fallen nämlich Hilfen wie der Lauschmodus oder das HUD komplett weg.
Kurzum: Das Gesamtpaket von „The Last of Us Part 1“ kann sich mehr als sehen lassen und auch nach dem ersten Durchlauf gibt es für „Completionists“ einiges zu tun.
Mehr Details, mehr Emotionen
Kommen wir damit zum Spiel selbst: An der eigentlichen Struktur oder dem grundsätzlichen Gameplay hat sich wenig verändert – doch dazu später mehr. Im Prinzip erwartet euch weiterhin ein Action-Stealth-Mix, bei dem ihr es sowohl mit menschlichen Gegnern als auch mit Infizierten aufnehmt.
War „The Last of Us“ bereits auf früheren Konsolengenerationen ein wahres Meisterwerk in Sachen Inszenierung und Atmosphäre, legt das Remake auf PlayStation 5 noch einmal eine Schippe drauf. Zunächst einmal profitieren die Zwischensequenzen deutlich von dem Grafik-Upgrade: Die Mimik der Charaktere – allen voran Ellie und Joel – ist deutlich ausgereifter. Dadurch erkennt man Nuancen besser und die Figuren erscheinen lebensechter. Große Augenblicke wie beispielsweise das Ende des Prologs sind dadurch emotionaler.
Natürlich verändern sich durch die zusätzlichen Details auch die Charaktere leicht: Tess beispielsweise erscheint älter als noch im Original. Auch Joels Gesicht ist weitaus „verlebter“ als noch zuvor. Uns störte dieser Alterungsprozesse nicht. Sie reflektieren eher die Spuren der Pilz-Pandemie.
In den Spielgebieten wiederum fallen vor allem die kleinen Details auf: Die Darstellung von NPCs ist detaillierter. Die wenigen Ortschaften wirken belebter. Wenn ihr euch links und rechts umschaut, erkennt ihr immer wieder kleine und große Objekte, die „The Last of Us Part 1“ hinzugefügt wurden und die die Settings unterstreichen.
Unseren ersten Aha-Moment erlebten wir bei der Flucht außerhalb der Mauern. Die Inszenierung des Regens und der Überwachung durch die Armee ist deutlich bedrohlicher als zuvor, aber auch umso hübscher. Gerade die Darstellung von Wasser wurde deutlich aufgewertet. Wir hielten einen Augenblick inne und beobachteten, wie die Tropfen ins Wasser fielen.
In Puncto Atmosphäre ist das Grafik-Upgrade „The Last of Us“ auf jeden Fall zuträglich. Durch das schärfere Bild und die höhere Farbtiefe in HDR erkennt man schlicht mehr. Die Licht- und Schatteneffekte kommen noch besser zum Vorschein und erschaffen so ein in sich stimmigeres Bild.
Im direkten Vergleich zum Original fällt auf, dass Naughty Dog die Lichtstimmung und die Farbgebung drastisch änderte. Naturgemäß spielt „The Last of Us“ häufig in der Dunkelheit: Beim Einsatz der Taschenlampe gibt es nun viele kleine Abstufungen – von sehr hell bis zu nahezu stockfinster. Strahlen Lichter direkt in die Kamera – etwa in der Prolog-Szene – fallen die Spiegelreflexe nun deutlich farbechter und vielfältiger aus.
Die ebenfalls verbesserten Animationen und die höhere Bildrate – etwa bei den Kämpfen oder auch bei der Navigation innerhalb der Spielwelt – nimmt man eher unterbewusst wahr.
Die kleinen Verbesserungen
Das Gameplay selbst profitiert vom Remake zumeist unterschwellig. Natürlich verwendet „The Last of Us Part 1“ die adaptiven Trigger. Dadurch spürt ihr etwas beim Schießen oder auch bei der Verwendung von Ellies Bogen. Auch das haptische Feedback kommt immer wieder zum Einsatz und spiegelt mit leichten Vibrationen die Beschaffenheit der Umgebung wider.
Weitere Meldungen zu The Last of Us:
- 7 Minuten Gameplay aus dem Remake
- Darum ist es laut Naughty Dog ein echtes Remake
Gut gefiel uns auch die Umsetzung des 3D-Audio-Feedbacks, das im Spielen mit Kopfhörern für deutlich mehr Atmosphäre sorgte. Auch ohne Surround-Kopfhörer vermittelt das Spiel so einen dreidimensionalen Klang und machte gerade die Stealth-Passagen weitaus berechenbarer, aber auch gruseliger.
Besonders gut gefielen uns die Veränderungen an den Ladezeiten. Diese waren nämlich im Original mehr als üppig und gestalten sich nun als kaum spürbar. Gerade wenn ihr an einer Stelle mehrfach drauf geht, stören diese Bildschirmtode nicht den Spielfluss.
In Puncto Gameplay gibt dagegen kaum Anpassungen. Wir hätten uns beispielsweise auch in den unteren bzw. mittleren Schwierigkeitsgraden stärkere Veränderungen beim Gegnerverhalten gewünscht. Menschliche Gegner agieren auf einem guten Niveau, sind aber oftmals zu defensiv und nutzen die zahlenmäßige Überlegenheit nicht ausreichend aus. Und auch die Inventarführung – etwa beim Waffenwechsel – gestaltet sich mitunter umständlich.
9.5
Wertung und Fazit
PRO
- “The Last of Us“ ist weiterhin ein fantastisches Spiel
- Drastisch verbesserte Technik
- Drastisch kürzere Ladezeiten
CONTRA
- Mehr Gameplay-Veränderungen hätten dem Spiel nicht geschadet
- Hoher Preis – trotz neuer Technik
The Last of Us Remake im Test: Das beste „Last of Us“ überhaupt?
Braucht ihr „The Last of Us Part 1“, wenn ihr kürzlich erst „The Last of Us Remastered“ durchgespielt habt? Wahrscheinlich nicht. Denn auch wenn das Gesamterlebnis von der neuen Technik und den Anpassungen profitiert, so bleibt die Story gleich.
Wenn euer letzter Durchlauf allerdings bereits einige Jahre her ist oder ihr „The Last of Us“ bislang noch gar nicht gespielt habt, dann ist die Neuauflage der ideale Zeitpunkt, um noch einmal mit Ellie und Joel durch die Apokalypse zu ziehen. Denn auch wenn das spielerische Grundgerüst nur leichte Verbesserungen erfuhr, so wirken sich die grafischen und damit atmosphärischen Anpassungen stark auf das Spielgefühl aus.
„The Last of Us“ ist ein bahnbrechendes, emotionales und einzigartiges Spiel, welches nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat. Ganz im Gegenteil, mit dem „Part 1“-Update kitzelt Naughty Dog sogar noch mehr heraus.